1. Mai
Tag der Arbeit. Und wie in Deutschland Tag der Demonstrationen. Bereits Mittwoch stehen überall Absperrgitter in der Innenstadt. Freitag sind dann der Taksim und die Istiklal komplett abgeriegelt. Auf Twitter und den Seiten der türkischen regierungsfernen Zeitungen lese ich morgens von schweren Ausschreitungen in Besiktas. Das sind etwa fünfundzwanzig Minuten zu Fuß von meinem Bett. Ich treffe mich mit Tim, wir wollen immerhin in Richtung Istiklal gehen. An jeder Ecke stehen etwa zehn Polizisten. Uns lassen sie auf die Istiklal, weil wir freundlich auf Englisch fragen. Wo sonst um die Uhrzeit Tausende Menschen aneinander vorbei strömen, sieht man nun vereinzelt Touristen mit Rollkoffern, Wasserwerfer und Polizisten. Istanbul ist eine Geisterstadt. Fünf Kellner nutzen den freien Platz und spielen Volleyball auf der Straße. In den wenigen offenen Cafés sitzen ausschließlich Polizisten. Sie gucken gelangweilt auf ihre Handys und trinken Tee. Einen Tag später sind die Gitter weg und auf der Istiklal sind wieder Menschenmassen unterwegs.
- 3. Mai 2015
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