Wassersuche
Von Trinidad wollen Pipo und ich weiter nach Santa Clara reisen. Mittags verabschieden wir uns von unserer Gastmutter Irma, verlassen mit unserem Gepäck die Casa und suchen ein taxi colectivo. Schon nach hundert Metern auf dem Kopfsteinpflaster spricht uns ein Kubaner an: „Santa Clara, chicos?“ Henry ist nicht nur ein netter Typ um die dreißig, sondern er hat auch noch das coolste Auto der Stadt: Einen hellblauen Oldtimer mit silberner Stoßstange, am Rückspiegel baumeln zwei Duftbäume und ein laminiertes Foto seines Sohnes. Drei Stunden wird unsere gemeinsame Fahrt gen Norden nun dauern, aus den Boxen schallt Reggaeton. Nach zwei Stunden hält Henry an einer Tankstelle. „Agua“, sagt er und steigt aus. Pipo und ich bleiben beim Wagen und machen peinliche Fotos mit dem Auto, die uns vor Henry unangenehm gewesen wären. Der kommt ein paar Minuten später wieder – mit einem Bier in der Hand. „No hay agua aquí“, meint er. Alles klar, an der Tankstelle gibt es also kein Wasser, aber Bier. Wir steigen ein, es geht weiter. Henry trinkt das Bier ohne abzusetzen aus, schmeißt die Glasflasche aus dem Fenster und dreht die Musik auf.
- 11. Mai 2017
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