Pommes
Am Hostelpool in Phong Nha sitzen wir abends in einer Runde mit Holländern, Österreichern und Australiern. Ein Holländer erzählt gerade von seiner Angst, mal von einem Delfin vergewaltigt zu werden. Die Runde wechselt stetig, irgendwann sind zwei Israelis, Yoni und Amit, mit dabei. Wir unterhalten uns über Reiserouten und israelische Musik. Nach einiger Zeit setzt sich ein weiterer, komplett besoffener Backpacker zu uns an den Tisch. Statt sich kurz vorzustellen, bestellt er sich eine riesige Portion Pommes mit Mayo und schaufelt sich die Fritten wie unter Zeitdruck in den Mund. In einer Essenspause kriegt er mit, dass zwei Israelis am Tisch sitzen. “So you are from Israel? Guess which country I’m from”, sagt er und blickt die Israelis herausfordernd an. “Hm, Egypt”, meint Yoni. Falsch. Da den Israelis das Raten unangenehm ist, sagt der Pommes-Backpacker, dass er aus Palästina kommt. “Where are you from in Israel?”, fragt er weiter, die Pommes verlieren an Bedeutung. “Close to Gaza”, sagt Yoni. “What the fuck do you want there? Go to Haifa!”, brüllt der Palästinenser auf einmal. Es wird komplett still am Tisch, der Palästinenser und die zwei Israelis blicken sich an. Da steht Amit auf, streckt ihm die Hand entgegen und sagt: “Hey, my name is Amit.” Der Palästinenser schüttelt die Hand und sagt: “Ahmed.” Die Gespräche am Tisch gehen weiter. Kurz darauf steht Ahmed auf, nimmt seinen halbvollen Pommesteller und verlässt den Tisch.
- 18. Juni 2016
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