wood ’n’ stones

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Unterwegs am Bosporus Geschichten aus Istanbul

Fußball

Abends um halb acht treffe ich mich mit Tim, Frederic und Georg in Tophane, um einen der vielen Fußballkäfige der Stadt auszutesten. Umgezogen und mit extra neu gekauftem Ball stehen wir nun vor dem Platz. „Da sind immer kleine Kinder, die wollen sicher mit uns spielen“, hatte Tim noch gesagt. Kleine Kinder sind da. Sie wollen aber nicht mit uns spielen. Auf Türkisch erzählt uns der etwa 13-jährige Obermacker durch den Drahtzaun, wir sollten gleich wieder gehen, weil er mit seinen Freunden noch bis acht Uhr spielen würde. Na gut, die halbe Stunde können wir warten. Während wir uns neben dem Court den Ball zuspielen, versammeln sich immer mehr türkische Jungs um uns, kicken den Ball zurück und fragen nach unseren Namen. Irgendwann ist es acht Uhr und wir wollen auf den Platz, haben die Rechnung aber ohne Mr. Ich-zeig-Erasmus-Studenten-mal-wer-hier-der-Boss-ist gemacht. Der 13-Jährige kommt wieder an den Zaun. Jetzt spiele er mit seinen Freunden noch das Rückspiel und sowieso, sein Großvater habe diesen Platz hier gekauft. Genau. Hilft alles nichts, wir kicken davor mit den mittlerweile zehn kleinen anderen Jungs weiter. Irgendwann wird es gruselig, als die 10-12-Jährigen uns mit Begriffen wie „Obama“, „Israel“ und „Muslim and you?“ befeuern und die Stimmung auf merkwürdige Weise kippt. Wir überlegen, unseren Kick zu verschieben und gehen langsam Richtung Imbiss. Hinter uns rennen johlend zehn türkische Jungs. Wir gehen etwas schneller und sind wirklich froh, beim Cig-Köfte-Mann zu sitzen und leckeren Dürüm zu bestellen. Nächstes Mal gehen wir ab neun zum Court, dann sind die Jungs hoffentlich schon im Bett.