wood ’n’ stones

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Unterwegs am Bosporus Geschichten aus Istanbul

Dolmuş

Wenn nachts keine Fähren mehr von Asien nach Europa fahren, sind Dolmuşe die beste Lösung, um auf die andere Seite zu kommen. Ein Dolmuş ist eine Art Sammeltaxi mit fester Route, das erst los fährt, wenn jeder der acht Plätze besetzt ist. Der Fahrer telefoniert, raucht, kurbelt das Fenster runter, kassiert fünf Lira pro Person, gibt Wechselgeld raus, sucht den besten Radiosender, überholt rechts mit Tempo 80 statt 30. Und das alles gleichzeitig.

Wir sind zu elft und wollen nach Essen und Trinken in Asien gegen Mitternacht Richtung Taksim. An der Straße hält ein Dolmuş an. „Get in“, ruft der Fahrer. Wir sind eigentlich zu viele für einen eigenen Dolmuş und in diesem sitzt sogar schon ein älteres Touristenpaar. Die beiden gucken etwas irritiert, als sie merken, dass nun wirklich noch elf Leute zu ihnen in den Wagen klettern und setzen sich vorsorglich auf die Plätze neben dem Fahrer. Wir teilen uns zu elft die hinteren sieben Plätze und fahren jubelnd über die Bosporusbrücke. Kurz vorm Taksim steigt das Pärchen aus. Der Fahrer dreht sofort die Musik auf volle Lautstärke und lässt die LED-Lampen an der Decke blau blinken. Hundert Meter später steigen wir auch aus und laufen zur Istiklal.