Deckenkauf
Nach dem Besuch der Hagia Sophia schlendere ich mit meiner Familie durch das Touristenviertel Sultanahmet. In einem kleinen Stoffladen entdeckt meine Mutter eine schöne Tagesdecke. Feine Muster auf mattem Grün. 950 TL steht auf dem Schild darüber. Das sind mehr als 300 Euro, Wucher. „Handmade from Bursa“, sagt der etwa 40-jährige Verkäufer eilig und breitet die Decke im Laden aus. Ich gucke ihn skeptisch an. „For you 900 Lira“, sagt er. Ich wechsel in die türkische Sprache und sage ihm, dass das ja nicht ernst gemeint sein kann. „For you 800 Lira.“ Die Decke sei zwar schön, aber nicht außergewöhnlich. „For you 700 Lira.“ Sehr freundlich, aber schließlich sei ich Student in Istanbul und ein solcher Preise einfach zu hoch für mich. „For you 500 Lira.“ Meine Mutter fühlt sich sichtlich unwohl und grätscht in die Verhandlung: „Laurenz, das kannst du doch nicht machen. Der ist doch schon so runtergegangen.“ Ich ignoriere sie. Sorry, aber das muss ich alleine regeln. Und fasse noch einmal lustlos die Decke an. Schade, aber dann müsse ich wohl einen anderen Laden suchen, denn mein Budget liege nur bei 200 Lira. „For you 400 Lira.“ Ich danke ihm freundlich und gehe Richtung Ausgang. „300 Lira. Last price“, sagt er. Ich schüttel den Kopf. Er tippt eine Zahl in seinen Taschenrechner ein: 280. Ich nehme den Rechner, lösche die Zahl und tippe 240 ein. „My last price“, sage ich ihm. Keinen Lira mehr. Er muss lachen, nickt und packt die Decke in eine Plastiktüte. Gut gehandelt, lobt er mich. Dann schütteln wir uns die Hände.
- 15. Juni 2015
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