Jackpot
Kevin und ich fliegen zusammen nach Vietnam. Wir fahren mit dem Zug von Hannover zum Flughafen in Frankfurt. Erledigen dort alles ohne Schwierigkeiten: Check-In, Sicherheitskontrolle, Weg zum Gate, Burgeressen, letzter Toilettengang, Ticketprüfung, Busfahrt über das Vorfeld. Dann laufen wir endlich zum Flugzeug, einer riesigen Maschine von Etihad Airways. Drei Sitzreihen nebeneinander, unzählige Sitzreihen hintereinander. Wir finden unsere Plätze, staunen über die luxuriöse Ausstattung mit Steckdosen am Sitz und stellen unsere Handys in den Flugmodus. „Jetzt geht’s los“, imitieren wir nacheinander einen Kirmesansager und lachen voller Vorfreude auf die beginnende Reise. Der Flieger startet, wir sind in der Luft. Da fängt Kevin an, unruhig auf seinem Sitz umherzurutschen. Er fasst sich an den Hintern und hat dann Gewissheit: In diesem riesigen Flugzeug hatte er das Ticket für den Platz mit einem benutzten Kaugummi reserviert, das nun hinten an seiner Hose klebt. Ein holpriger Start. Unserer Stewardess ist der Vorfall wie auch Kevin eher unangenehm. Sie bietet ihm einen Schnaps an. Kevin lehnt dankend ab. Kurz vor der Landung kommt sie dann noch einmal zu uns und überreicht Kevin einen edlen Stoffsack mit einer Karte. „Sie hatten heute ja den Jackpot-Platz. Enschuldigen Sie bitte vielmals“, steht darauf. Im Stoffsack ist ein schwarzer, langärmliger Baumwollschlafanzug in XXL mit einem Etihad-Airways-Schriftzug. Kevins Kleidergröße ist S und ein schwarzer, langärmliger Baumwollschlafanzug ist nicht gerade der beste Begleiter für seine dreimonatige Backpacking-Tour durchs tropische Südostasien. Hätte er mal lieber den Schnaps genommen.
- 18. Juni 2016
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