Am Wasserfall
In der Nähe von Trinidad liegt ein „idyllischer“ Nationalpark mit einem „lieblichen“ Wasserfall. Steht zumindest im Reiseführer. Also fahren wir mit Parker aus Utah, Jackie aus LA und Natalie aus Tallin in einem verbeulten hellblauen Tschaika über die holprigen Feldwege. Vom Parkplatz wandern wir dann eine Stunde an einem Fluss entlang zum Wasserfall. Und der ist wirklich wunderschön, er mündet in einem grün-blauen Wasserbecken, vielleicht fünfzehn andere Menschen sind da. Wir schwimmen unter dem Wasserfall, springen von den Felsen und trocknen schnell von der Sonne. Neben uns sitzt Martin aus den Niederlanden, der für sechs Wochen mit dem Fahrrad durch Kuba reist, ohne ein Wort Spanisch zu sprechen. Habe er sich manchmal leichter vorgestellt, meint er und lacht. Irgendwann unterhalten wir uns über unser Leben außerhalb von Kuba. Martin ist dreißig, hat vor Kurzem seinen Job als Entwickler für Baller-Computerspiele gekündigt und sucht nun etwas Neues: „The games business is fun, but maybe I want to do something more meaningful. I don’t know yet.“ – „Excuse me?“, fragt auf einmal eine weibliche Stimme mit amerikanischem Akzent hinter uns. „Sorry to interrupt you guys“, meint eine etwa fünfzigjährige Frau, die mit ihrer Familie unterwegs ist, „I just listened to your talk. I was also working in the games business for years and I couldn’t stand it anymore, so now I am working as a landscape architect. And it’s great! So it’s possible to do something new. I just wanted to tell you: Keep on searching for your dream job! Come on, let me give you a hug!“ Wir lachen, Martin steht auf und die beiden umarmen sich am Wasserfall in Südkuba. „So, have a great day, bye“, sagt sie. „Bye.“
- 9. Mai 2017
- keine Kommentare